Bridge to Nowhere – Workflow

Bridge to Nowhere – Workflow

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Kurz nach dem Jahreswechsel habe ich mit Johanna einen Kurztrip nach St. Peter-Ording gemacht. Die Unterkunft war hervorragend! Natürlich durfte ein Strandspaziergang nicht fehlen. Leider war es so bitterkalt und windig, dass man es mit normaler Kleidung nur etwa 30 Minuten draussen aushalten konnte.

Der Fotoapparat war natürlich dabei und die fast schon apokalyptische Stimmung am Strand war spannend. Sand flog umher, in den Böen prasselte es förmlich auf einen ein. Ich entschloss mich das Tamron 24-70mm f/2.8 auf die Kamera zu schrauben und dieses dann nicht mehr zu wechseln. Aufgrund des Windes war der Einsatz eines Stativs ebenfalls aussichtslos. Ich stellte die Kamera daher so ein, dass ich im gesamten Brennweitenbereich des Objektivs nicht mit verwackelten Bildern zu rechnen hatte. Es war also alles darauf ausgelegt, schnell mal über den Strand zu laufen und einige Fotos aus der Hüfte zu schießen. Meine Hände froren trotz Handschuhen schon nach etwa 10 Minuten völlig ein und ich hatte kein Gefühl mehr in den Fingern. Nicht die besten Voraussetzungen....

Als ich wieder zu Hause war und die Bilder betrachtete, war ich erstmal enttäuscht. Sich nicht ausreichend Zeit für die Aufnahmen zu nehmen, ist nicht ideal. Möglicherweise könnte jedoch das folgende Foto vielversprechend sein.

Bridge to Nowhere - Original_BlogMaterial
1. Bridge to Nowhere - Original (31mm an APS-C, f/5.6, 1/125s, ISO 200)

Nach dem Import in Adobe Lightroom (hier organisiere ich alle meine Fotos) stellte ich zunächst fest, dass mir der Bildausschnitt so nicht gefiel. Also habe ich erstmal eine virtuelle Kopie erstellt und den Bildausschnitt angepasst. Ich setzte auf ein breites Format von 16:9, welches ich gerne bei Landschaftsaufnahmen verwende. Zusätzlich spiegelte ich das Bild an der Vertikalen. Mir scheint das Bild so etwas stimmiger zu sein, da ich (wie die meisten Europäer?) Bilder eher von links nach rechts betrachte. Sowohl die Brücke, als auch die Sandwehen führen den Blick dann nach oben rechts, was meiner Meinung nach das Bild etwas öffnet und mehr Dynamik erzeugt. Mit etwas mehr Raum auf der linken Seite finde ich dieses Bild gut balanciert (vergleiche dazu Bild 2 und 3). Findet ihr das auch?

Bridge to Nowhere - Crop_BlogMaterial
2. Bridge to Nowhere - Bildausschnitt und Belichtung
Bridge to Nowhere - Spiegel_BlogMaterial
3. Bridge to Nowhere - gespiegelt

Als nächstes verwendete ich die Objektiv-Korrektur von Lightroom, um die leichte Verzerrung aber vor allem die durchaus sichtbare chromatische Aberration an den außen liegenden Pfählen (rötliche Ränder) zu entfernen. Lightroom machte hier auf Anhieb einen guten Job. 

Für die weitere Bearbeitung passte ich die Belichtung an. Es empfiehlt sich eigentlich immer, den Weiß- und Schwarz-Punkt so einzustellen, dass eben gerade keine ausgebrannten oder schwarzen Bereiche im Bild (Histogramm) auftreten. Der Dynamikumfang ist damit maximal, was die Qualität der Nachbearbeitung und meist auch schon die Bildwirkung positiv beeinflusst. Danach passte ich noch etwas die Mitten an. Ein Blick auf das Histogramm hätte mir schon vor Ort verraten, dass das Bild etwas unterbelichtet ist... zu spät, aber wie man sieht, ohne Probleme noch zu retten. Alles Weitere, wie Kontrast, Schwarz-Weiß Konvertierung, also den "Look" nahm ich in On1 Effects 10 vor. Was ich dort direkt machte, schreibe ich in einem meiner nächsten Beiträge. Nur soviel: Ausgangspunkt für dieses Foto ist das Preset für den analogen Schwarz-Weiß-Film Ilford Delta 400. Zusätzlich habe ich selektiv dynamischen Kontrast hinzugefügt und das Korn angepasst. Eine große Vignette durfte auch nicht fehlen.

Bridge to Nowhere - Bearbeitung in On1 Effects 10
4. Bridge to Nowhere - Bearbeitung in On1 Effects 10

Ich hoffe dieser Beitrag macht Mut auch mal Schnellschüsse und dem ersten Anschein nach suboptimale Fotos zu bearbeiten und etwas herum zu probieren. Vielleicht entpuppt sich das Foto ja als ungeschliffener Diamant?