Störende Elemente entfernen?

Störende Elemente entfernen?

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Als ich diesen Herbst in Rerik (nahe Wismar) unterwegs war, habe ich einige Schwäne in diesiger Stimmung auf dem Salzhaff beobachtet. Solch kontrastarme Szenen finde ich immer sehr schön. Also schnallte ich das Canon 70-200 L f/4 auf meine Kamera, um die Schwäne dichter heran zu holen und versuchte einen guten Bildausschnitt zu finden. Das gegenüberliegende Ufer sollte mit ins Bild, um trotz der langen Brennweite etwas Tiefe zurück ins Bild zu holen. Schon bevor es losging habe ich mir gedacht, dass die automatische Belichtung hier versagen würde und alles in einem unterbelichteten neutralen Grau erscheinen würde. So war es dann auch. Nach einigen Probeaufnahmen und einem prüfenden Blick auf das Histogramm ging es dann los.

 

Was mir leider auch schnell klar wurde, war, dass es mir trotz der zur Verfügung stehenden Brennweite nicht gelingen würde, einige Schwäne aus dem Getümmel zu separieren. Es war einfach zu viel Federvieh auf meinen Bildern. Und ein Close-Up, wie es vielleicht ein Tierfotograf mit einer sehr langen Brennweite machen könnte, wollte ich ja auch nicht. Also was tun? Stundenlang warten, bis irgendein Passant einige Schwäne mit Brot aus dem Bild lockt? Morgen oder später wieder kommen? Nein, dann wäre die Stimmung möglicherweise hinüber und entweder noch mehr Schwäne auf dem See oder eben gar keine mehr.

Ich entschloss mich auf die Nachbearbeitung der Bilder zu setzen. Vielleicht würde es mir gelingen, trotzdem einen günstigen Augenblick zu erwischen, in dem wenig Schwäne meine Komposition stören. Vielleicht könnte ich auch einen Moment abpassen, in dem die Schwäne schön posieren. Es verging einige Zeit, dann konnte ich diesen Moment einfangen.

Misty Lake – Swans: noch nicht „aufgeräumt“

Natürlich stellt sich die Frage, ob man mit dem Bild nicht so schon zufrieden sein könnte. Ist es noch authentisch, wenn man Elemente entfernt oder sogar Inhalte verschiebt oder beispielsweise Inhalte aus mehreren Fotos zusammenführt? Ich für meinen Teil beschränke mich eigentlich immer auf das reine Entfernen von Elementen. Nicht, dass man mit den anderen Techniken durchaus tolle Bilder erschaffen kann, aber für mich geht das meist zu weit. HDR beispielsweise ist nicht mein Ding und davon findet man haufenweise gruselige Beispiele im Netz. Klar, habe ich auch mal einen Himmel ausgetauscht, um zu gucken, was heute möglich ist und ja, manchmal ist das Ergebnis auch ganz ansehnlich. Es bleibt halt jedem selbst überlassen.

Das Entfernen von Elementen schließt für mich auch das Entfernen von sichtbaren Flecken auf Fotos durch Staub und Dreck auf der Linse beziehungsweise auf dem Sensor des Fotoapparats ein. Vor allem, wenn man mit geschlossener Blende fotografiert, werden diese Verschmutzungen schnell sichtbar. Heutzutage ist es wirklich kein Problem, diese Flecken nachträglich  zu entfernen.

Das Ergebnis meiner Nachbearbeitung ist das Titelbild dieses Beitrags. Zugegeben, das gezeigte Beispiel ist schon ziemlich extrem. Ich würde das Foto auch nicht unbedingt in größerem Format drucken. Möglicherweise würden die Übergänge zu den reparierten Stellen dann doch auffallen. Meiner Meinung nach ist diese Nachbearbeitung aber für dieses Foto ein großer Gewinn. Es besteht eine viel bessere Balance und der Blick wird eher entlang der Diagonalen von unten links nach oben rechts in die Tiefe und auf das gegenüberliegende Ufer geführt. Der Moment passt auch, denn bei den Schwänen finden sich wiederholende Elemente und eine gewisse Interaktion in den Grüppchen. Ich finde, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Entfernen von störenden Elementen durchaus für die Bildwirkung entscheidend sein kann. Man sollte es sicher nicht übertreiben, aber ab und zu darf es auch mal etwas mehr sein.